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„Kant – Rousseau – Kleist“

Kleists Kant-Krise erscheint als Relikt der älteren Literaturwissenschaft. Das liegt nicht nur an der brüchigen philologischen Beweislage: Hat Kleist Kant wirklich gelesen oder zeugt die Krise nicht vielmehr von Spuren eines ausgeprägten Rousseauismus? Schon Rousseau zelebriert als Virtuose der Polemik Widersprüchliches. Kant dagegen schätzt gerade an Rousseau, dass er „hinter allen Entstellungen und Verhüllungen, hinter allen Masken, die der Mensch sich geschaffen und die er im Lauf seiner Geschichte getragen hat, wieder den ‚wahren Menschen’ erblickt.“ Kleist erwähnt sowohl Kant als auch Rousseau in seinen Briefen, stellt deren Erkenntnisversuche in Über das Marionettentheater auf die Probe, verwendet im Amphitryon das verteufelte Mittel der Maske und setzt in Käthchen von Heilbronn das Bild vom Menschen im Naturzustand in Szene.
In der Auseinandersetzung mit einer vielschichtigen Rezeptionslage an der Schwelle von Philosophie und Literatur widmet sich das Seminar zugleich einigen äußerst produktiven deutsch-französischen Missverständnissen.

Seminar: BA (Literaturwissenschaften-Vertiefung)
8 ECTS
Do. 14.00-16.00 Uhr (Veranstaltungsbeginn: 27.10.2011)
Raum: GD 06
Prof. Dr. Andrea Allerkamp

Literatur: I. Kant, Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie und Pädagogik 1, Werkausgabe Bd. XI, Frankfurt 1996; J.J. Rousseau, Diskurs über die Ungleichheit/ Discours sur l’inégalité, Edition Meier, Paderborn 2008; H. v. Kleist, Sämtliche Erzählungen und andere Prosa, Stuttgart Reprint 2011; H. v. Kleist, Amphitryon, Stuttgart 1986; H. v. Kleist, Käthchen von Heilbronn, Stuttgart 1992; E. Cassirer, Rousseau, Kant, Goethe, Hamburg 1991; G. Bollenbeck, Eine Geschichte der Kulturkritik. Von Rousseau bis Günther Anders, München 2007.

Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit

Teilnahmevoraussetzungen: Es handelt sich um ein Lektüreseminar, das Bereitschaft zum intensiven Studium komplexer (auch französischsprachiger) Texte erfordert.