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Geschichte des Kleist-Museums

Das erste Kleist-Museum wurde auf Anregung der Kleist-Gesellschaft in den Jahren 1922 und 1923 im Erdgeschoss des heute nicht mehr erhaltenen Geburtshauses von Heinrich von Kleist eingerichtet, bis das Museum für Heinrich und Ewald Christian von Kleist 1937 ein neues Domizil im Oderland-Museum (Lienau-Haus) erhielt. Hier bezog man zwei Schauräume. Sowohl das Wohnhaus der Familie von Kleist als auch das Lienau-Haus fielen im April 1945 Flammen zum Opfer. Nach Kriegsende wurden v. a. die gerettete Sammlung von Ottomar Bachmann sowie Erwerbungen der Kleist-Gesellschaft in den Räumen der Stadtbibliothek Frankfurt (Oder) neu aufgebaut. Im Juli 1953 wurde anlässlich der 700-Jahr-Feier der Geburtsstadt Heinrich von Kleists eine Kleist-Gedenkstätte eröffnet, die bis 1963 vom Stadtarchiv und insbesondere von dessen Leiterin Elfriede Schirrmacher betreut wurde und seitdem als institutionelle Kontinuität der Sammlung und Pflege des Erbes Heinrich von Kleists in Frankfurt (Oder) gilt. Als selbstständige Einrichtung konnte die Sammlung 1969 in das Haus in der Faberstraße 7 umziehen.

Das 1777 auf Initiative von Prinz Leopold von Braunschweig-Wolfenbüttel (1752-1785) als Garnisonschule geplante und durch den Frankfurter Bauinspektor Friedrich Martin Knoblauch (1714-1791) mit einem Kostenauswand von 3.000 Talern errichtete Gebäude des heutigen Kleist-Museums wurde am 26. Januar 1778 eröffnet. Stilistisch ist das Haus mit dem niedrigen Sockel und den über zwei Geschosse reichenden Mauervorlagen (Kolossalpilaster) der letzten Periode des Spätbarocks, dem sogenannten Zopfstil, zuzuordnen. In der einstigen Freischule wurden die Kinder der in der Stadt stationierten Soldaten nach dem Vorbild der von dem Philanthropen Eberhard von Rochow eingerichteten Landschule in Reckahn unterrichtet. In den 1920er Jahren wurde die Schule geschlossen.

Nach unterschiedlicher Nutzung des Hauses erfolgte in den Jahren 1968 und 1969 der Umbau zum Kleist-Museum. Wegen der von Grund auf erneuerten und im Inneren den Museumszwecken angepassten Sanierung bot die ehemalige Garnisonschule, die am 20. September 1969 offiziell als „Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte“ eröffnet wurde, im Veranstaltungsraum im Erdgeschoss nun etwa 50 Besuchern und Besucherinnen Platz.

Mit der Wiedervereinigung 1990 blieb die „Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte“ zunächst in städtischer Obhut. Durch die Gründung des „Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte e. V.“ wurde das Museum ab dem 21. Oktober 1995 als eine vereinseigene Institution mit öffentlichen Mitteln finanziert, die vom Bund, vom Land Brandenburg sowie der Stadt Frankfurt (Oder) bereitgestellt wurden. Im Herbst 1999 wurde das Museum zu Zwecken der Sanierung geschlossen. Im Zuge dieses Umbaus wurde das barocke Haus in seinen jetzigen Zustand versetzt und die seit 1977 bestehende ständige Ausstellung neu gestaltet, die am 15. Oktober 2000 unter dem Titel „Leben – Werk  – Wirkung“ eröffnet wurde und bis 2011 zu sehen war.

Lange wurde über einen Erweiterungsbau zu dem zweigeschossigen, siebenachsigen Gebäude mit dem prägnanten Mansardwalmdach diskutiert, der Durchbruch erfolgte mit der europaweiten Ausschreibung eines Wettbewerbs zum „Neuen Haus für Kleist“, an dem sich 204 Architekturbüros bewarben. Am 4. März, zum Auftakt des Kleist-Jahres 2011 anlässlich des 200. Todestages Heinrich von Kleists, erfolgte der erste Spatenstich, im Juli 2013 wurde das neue Gebäude übergeben und am 17. Oktober des Jahres wurde unter großer medialer Aufmerksamkeit die neue ständige Ausstellung „Rätsel. Kämpfe. Brüche. Die Kleist-Ausstellung“ eröffnet. Mit dem Neubau zum Kleist-Museum wurde nicht nur der barocke Altbau über den Neubau behindertengerecht erschlossen, großzügigere Ausstellungsmöglichkeiten geschaffen, sondern erstmals die Arbeits- und Sammlungsbereiche unter Einhaltung konservatorischer Standards unter einem Dach zusammengeführt. Arbeitsplätze in der Spezial- und Forschungsbibliothek mit den Dauerleihgaben der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin und der Sammlung „Kleist in Klassikerausgaben“ finden sich ebenso im Neubau wie die Kunst- und Theatersammlung und Studien- und Mitarbeiterräume.

Seit dem 1. Januar 2019 wird das Haus als Stiftung Kleist-Museum geführt.

Im Garten des Museums finden sich Plastiken, die von der Auseinandersetzung bedeutender Bildhauer wie Wieland Förster oder Werner Stötzer mit dem Werk Heinrich von Kleists künden. Neben einer Kopie des Grabsteins Heinrich von Kleists – das Original befindet sich in der Stiftung Stadtmuseum Berlin – fanden eine Nachbildung des Grabkreuzes (um 1977) von Ulrike von Kleist (1774-1849) und der Grabstein für Christian Ernst Martini (1762-1833) im Garten Aufstellung.