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Über die „gebrechliche Einrichtung der Welt“

Kleists Erzählungen neu erzählt und zu einem glücklichen Ende gebracht . . . mit Hilfe von Mediation und der modernen Konflikttheorie

Interaktiver Vortrag von Dr. Greg Bond in Zusammenarbeit mit dem Institut für Konfliktmanagement an der Europa-Universität Viadrina

Für viele seiner Zeitgenossen waren die Erzählungen und Theaterstücke von Heinrich von Kleist geschmacklos und sittenwidrig, und er gilt heute noch als außergewöhnlicher Dichter der Gewalt und der Exzesse. In der Tat ist es so, dass seine Geschichten häufig in Gewalt enden, weil seine Figuren so kompromisslos ihre eigenen Interessen verfolgen. Ihre Handlungen erscheinen uns irrational und dem jeweiligen Streitgegenstand keineswegs angemessen.

Michael Kohlhaas geht freiwillig zum Schafott – weil zwei seiner Pferde misshandelt wurden. Penthesilea isst Achilles buchstäblich auf – weil sie ihn liebt. Der Prinz von Homburg geht freiwillig in den Tod – vermeintlich um die Ehre Preußens zu retten. In Haiti erschießt der Schweizer Gustav von Ried aufgrund eines fatalen Missverständnisses seine Verlobte, dann sich selbst. Der Händler Antonio Piachi ermordet seinen Adoptivsohn Nicolo – weil dieser sein Erbe in einem Rechtsstreit zugesprochen bekam.

Auch in den Lustspielen und versöhnlicheren Erzählungen Kleists geht es nicht mit rechten Dingen zu: der Gott Jupiter – in der Gestalt des Amphitryon – vergewaltigt Alkmene und versucht danach, sich glorreich aus der Affäre zu ziehen. Der Dorfrichter Adam will seine Schuld vertuschen, indem er einen anderen beschuldigt. Die Marquise von O. wird vergewaltigt, unternimmt alles, um ihre Ehre zu retten, wird aber von ihrer eigenen Familie verstoßen.

In diesem interaktiven Vortrag betrachtet Greg Bond Kleists Erzählungen und Theatertexte im Licht der modernen Konflikttheorie und Mediation. Lässt sich das Unglück vermeiden? Gibt es einen gewissen Punkt, an dem die Geschichte eine andere Wendung hätte nehmen können? Ist es möglich, Kleists Figuren vor ihrem Schicksal und vor sich selbst zu retten? In Zusammenarbeit mit dem Publikum werden Kleists Geschichten neu erzählt. Wer mitmacht, bekommt Einblicke in die Theorie und Praxis der Mediation, und eine ungewöhnliche Perspektive auf Kleists Texte. Besondere Vorkenntnisse von Kleists Werken sind nicht notwendig.

Dr. Greg Bond ist Mediator und Germanist.  Er leitet die Fremdsprachenabteilung und lehrt Kommunikation an der Technischen Hochschule Wildau.